
Grundfähigkeiten. Handy bedienen, Treppe steigen, Flasche öffnen. Wer das nicht mehr kann, bekommt für diese Zeit vom Versicherer eine Rente. © Stiftung Warentest / René Reichelt
Eine Grundfähigkeitsversicherung hilft, wenn Menschen wichtige Fähigkeiten verlieren – und ist günstiger als eine Berufsunfähigkeitsversicherung. 37 Tarife im Vergleich.
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Testergebnisse für 37 GrundfähigkeitsversicherungenGehen, Hand gebrauchen, Sehen, Sprechen zählen zu den Grundfähigkeiten. Ist eine Fähigkeit stark eingeschränkt, fangen die Probleme an.Wer die Hand nicht mehr bewegen und den Schraubverschluss einer Flasche nicht mehr öffnen kann, ist im Alltag eingeschränkt. Der Verlust oder eine schwere Beeinträchtigung einer Grundfähigkeit kann das berufliche Aus bedeuten, je nach Berufstätigkeit. Sogar Pflegebedürftigkeit kann die Folge sein.
Auf die Versicherung von Grundfähigkeiten haben sich Lebensversicherer spezialisiert. Ihr Versprechen: Wer mindestens eine im Vertrag genannte sensorische, motorische, intellektuelle oder soziale Grundfähigkeit verliert und diese voraussichtlich für – in der Regel – sechs Monate ununterbrochen nicht wiedererlangen wird oder bereits für sechs Monate verloren hat, bekommt die vereinbarte Monatsrente. Die Versicherung kann eine Lösung für Menschen sein, die keine Berufsunfähigkeitsversicherung bekommen oder sie nicht bezahlen können.
Warum sich der Grundfähigkeitsversicherungs-Vergleich für Sie lohnt
Testergebnisse
Im Test sind 37 Tarife von 19 Grundfähigkeitsversicherern, unter anderen Allianz, Baloise, Bayern-Versicherung, Canada Life und Dortmunder. Im Leistungsfall zahlen sie eine monatliche Rente von 1 500 Euro. Der Vertrag hat eine Laufzeit bis zum 67. Geburtstag. Unsere Datenbank zeigt Leistungen und Jahresbeiträge für 25-jährige Modellkunden.
Mit und ohne Psyche
Grundfähigkeitsversicherer leisten in der Regel, wenn Sie bestimmte motorische oder sensorische Fähigkeiten verloren haben. Psychische Erkrankungen können gegen Mehrbeitrag oft mitversichert werden. Im Test zeigen wir, wie viel ein Tarif mit und ohne Psyche-Schutz kostet. In unserer Datenbank können Sie nach „Psyche-Schutz“ filtern.
Stiftung Warentest definiert Mindestschutz
Die Stiftung Warentest hat einen Mindestschutz definiert. Der Tarif sollte den Verlust bestimmter Fähigkeiten abdecken: Gebrauch von Händen und Armen, Gehen, Stehen, Sitzen, Treppensteigen, Heben und Tragen, Knien und Bücken, Autofahren, Sehen, Hören, Sprechen, Gleichgewichtssinn, intellektuelle und soziale Fähigkeiten, psychische Erkrankungen. Zudem soll er bei Pflegebedürftigkeit leisten.
Die beste Grundfähigkeitsversicherung für Sie
5 Tarife bieten ein sehr hohes Leistungsniveau, 15 Tarife ein hohes, 11 Tarife ein mittleres und 6 Tarife ein niedriges Leistungsniveau. Tarife mit sehr hohem Leistungsniveau gibt es für unter 1 000 Euro Jahresbeitrag. In einigen Tarifen können Sie den Schutz gezielt für Ihren Bedarf zusammenstellen.
Heftartikel als PDF
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Testergebnisse für 37 GrundfähigkeitsversicherungenWas ist eine Grundfähigkeitsversicherung
Die Grundfähigkeitsversicherung springt zum Beispiel ein, wenn eine versicherte Person
- 400 Meter nicht mehr ohne Pause oder Gehhilfe zurücklegen kann,
- ihre Sehfähigkeit so stark eingebüßt hat, dass nur noch ein Restsehvermögen von höchstens 0,05 Prozent besteht,
- nicht mehr Autofahren kann.
Je nach Tarif sind etwa 15 bis 25 Grundfähigkeiten genannt. Was ein Versicherer konkret unter einem Verlust versteht, steht im Kleingedruckten. Der „Gebrauch einer Hand“ kann wie folgt beschrieben sein (Beispiel):
„Ein Verlust liegt vor, wenn die versicherte Person mit der rechten oder linken Hand nicht mehr in der Lage ist
- eine geöffnete Flasche mit Schraubverschluss zu verschließen und wieder zu öffnen oder
- mit einer Schere ein Blatt Papier durchzuschneiden oder
- eine Schraube, die an ein gedübeltes Loch angesetzt ist, mit einem Schraubendreher hinein- und wieder herauszudrehen oder
- ein leeres Wasserglas, einen Pinsel oder Kochlöffel zu greifen und mit abgestütztem Unterarm 5 Minuten lang zu halten.“
Jeder Versicherer hat eigene Kriterien entwickelt, anhand derer er einen Verlust konkret beschreibt. Oft zielen die Beschreibungen für „Gebrauch einer Hand“ auf handwerkliche Fähigkeiten ab.
Für wen die Versicherung sinnvoll sein kann
Eine Grundfähigkeitsversicherung kann für diejenigen sinnvoll sein, die einen Einkommensverlust infolge Krankheit oder Unfall absichern wollen – und für die eine Berufsunfähigkeitsversicherung keine Option ist. Entweder weil sie sich die Versicherungsbeiträge finanziell nicht leisten können oder weil sie eine Vorerkrankung haben, aufgrund derer sie keinen Vertrag bekommen.
Unser Test zeigt: Wer eher körperlich oder in einem Pflege- oder Sozialberuf arbeitet, zahlt für eine Grundfähigkeitsversicherung meist einen niedrigeren Versicherungsbeitrag als für eine Berufsunfähigkeitsversicherung.
Auf die Berufstätigkeit kommt es nicht an
Stellt eine versicherte Person einen Antrag auf die Grundfähigkeitsrente, muss oft mindestens eine Fähigkeit verloren oder schwer beeinträchtigt sein, damit der Versicherer leistet. Ob der Beruf noch ausgeübt werden kann, spielt bei der Leistungsprüfung keine Rolle. Es kann also sein, dass jemand eine Rente aus der Grundfähigkeitsversicherung bezieht und weiterhin berufstätig ist.
Fähigkeit verloren, aber arbeiten geht noch
Ein Beispiel verdeutlicht den Unterschied zwischen Grundfähigkeits- und Berufsunfähigkeitsversicherung: Eine Person kann aufgrund eines Knorpelverschleißes am Daumensattelgelenk ihre Hand nicht mehr gebrauchen, sie hat Schmerzen, ihre Fingerfertigkeit ist stark eingeschränkt. Kann die versicherte Person durch medizinische Unterlagen nachweisen, dass sie die Fähigkeit verloren hat, ihre Hand zu gebrauchen, springt der Grundfähigkeitsversicherer ein.
Trotz dieses Verlustes liegt bei dieser Person nicht automatisch eine Berufsunfähigkeit vor. Kommt es in ihrem Beruf nämlich nicht auf Handmotorik und Fingerfertigkeit an – wie tendenziell bei Berufen mit Lehr- und Beratertätigkeit oder in der Wissenschaft – würde ein Berufsunfähigkeitsversicherer möglicherweise nicht leisten. Anders könnte es bei Chirurginnen, Friseuren, Mechatronikerinnen und Zahnärzten aussehen, bei denen es auf die Handmotorik ankommt.
Individuell ans Leben und Beruf anpassen
Eine Grundfähigkeitsversicherung hat den Vorteil, dass sich Menschen deren Schutz manchmal je nach Bedarf individuell zusammenstellen können. So lassen sich Risiken gezielt versichern. Manche Versicherer im Test bieten Tarife nach dem Baustein-Prinzip an.
Beispielsweise gehört die Grundfähigkeit Mobilität, also Autofahren, oft nicht zum Basis- oder Grundschutz eines Versicherers. Jedoch kann Mobilität oft als Baustein hinzugebucht werden. Das ist etwa für diejenigen wichtig, die aus persönlichen oder beruflichen Gründen auf ein Auto angewiesen sind, zum Beispiel als Pendlerin, Taxi- und Kurierfahrer oder im ambulanten Pflegedienst.
Verliert die versicherte Person gesundheitsbedingt und durch ein verkehrsmedizinisches Gutachten bestätigt den Führerschein Klasse B, liegt ein Verlust der Mobilität vor und der Versicherer springt ein. Kein Versicherungsfall liegt allerdings vor, wenn der Verlust des Führerscheins auf Alkohol-, Drogen- oder Medikamentenmissbrauch zurückzuführen ist.
Was bei einer Vorerkrankung gilt
Einen Vertrag gibt es in der Regel nur mit vorheriger Gesundheitsprüfung. Versicherer fragen oft nach Krankheiten, Operationen, Medikamenteneinnahme, Beeinträchtigungen und Beschwerden der vergangenen drei oder fünf Jahre. Teils müssen Kunden Angaben zu stationären Aufenthalten und psychischen Erkrankungen in den letzten zehn Jahren machen. Jedoch sind die Gesundheitsfragebögen oft nicht so umfangreich wie bei einem Antrag auf eine Berufsunfähigkeitsversicherung.
Achtung: Vorerkrankungen können dazu führen, dass der Versicherer keinen Vertrag anbietet – oder nur einen mit Ausschlussklausel für ein bestimmtes Risiko. Manchmal bieten Versicherer einen Vertrag mit einem höheren Beitrag an (Risikozuschlag).
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Testergebnisse für 37 GrundfähigkeitsversicherungenWenn weder Berufs- noch Grundfähigkeitsversicherung infrage kommen
Neben der Berufs- und Grundfähigkeitsversicherung bieten Versicherer weitere Lösungen zur Absicherung von Invaliditätsrisiken an. Weil wenig Schutz besser ist als nichts, sollten diejenigen, die keine Berufs- oder Grundfähigkeitsversicherung bekommen, weitere Alternativen zur Berufsunfähigkeitsversicherung in Betracht ziehen. Im Überblick über die Alternativen zeigen wir auch, wie Interessierte bei den verschiedenen Versicherungsvarianten zu einem guten Vertrag kommen. Zu den Alternativen – allerdings immer mit eingeschränktem Schutz gegenüber der Berufsunfähigkeitsversicherung – gehören Erwerbsunfähigkeits-, Dread-Disease-, Funktionsinvaliditäts- und Unfallversicherung.
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Testergebnisse für 37 Grundfähigkeitsversicherungen-
- Die eigene Arbeitskraft ist viel Geld wert. Sie zu versichern, ist deshalb zentral. Wir zeigen die beste Lösung und Alternativen zur Berufsunfähigkeitsversicherung.
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- Berufsunfähigkeit kann jeden treffen. Gut ist, wenn dann ein Berufsunfähigkeitsversicherer eine Rente zahlt. In unserem Vergleich sind 38 von 67 Angeboten sehr gut.
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- Unfälle verändern ein Leben oft von Grund auf. Eine private Unfallversicherung kann die finanziellen Folgen abfedern. In unserem Test finden Sie 112 Tarife im Vergleich.
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@steffenky: Sie können versuchen, eine Grundfähigkeitsversicherung abzuschließen. Das geht nicht bei allen Versicherern. Manche Versicherer haben ein Höchsteintrittsalter von 55 Jahren oder 60 Jahren. Der Vertrag kann in der Regel maximal bis zum 67. Lebensjahr laufen. Versicherer nehmen auch eine Risiko- und Gesundheitsprüfung vor. Bei bestimmten Vorerkrankungen bekommen Kunden gar keinen Vertrag oder nur einen mit Risikozuschlag oder Leistungsausschluss.
Tipp: Wenden Sie sich für eine individuelle Beratung an einen unabhängigen Versicherungsberater (bvvb.de) oder einen Versicherungsmakler.
Guten Tag,
wie sieht es aus, wenn ältere Menschen (ab ca.60 Jahren) eine solche Versicherung abschließen möchten?
MfG S.K.
TL;DR: Monatelange Verzögerungen, arrogante Ignoranz und ein Umgang mit Kunden, der an Dreistigkeit kaum zu überbieten ist – nie wieder Allianz Unfallversicherung!
Nach einem schweren Unfall wurde ich von der Allianz über Jahre hingehalten. Trotz klarer ärztlicher Gutachten und mehrfacher Anträge weigerte sich die Allianz, die vereinbarte Invaliditätsleistung zu zahlen. Statt Hilfe gab es Ignoranz, Verzögerungstaktik und wiederholte rechtlich falsche Ablehnungen. Vorschüsse wurden trotz Pflicht aus den eigenen Bedingungen – den Allgemeine Unfallversicherungs-Bedingungen (Allianz AUB) – verweigert. Der Umgang war kalt, arrogant und kundenfeindlich. Ich musste regelrecht um jede Antwort kämpfen und musste dreimalig den Weg über den Versicherungsombudsmann in Berlin beschreiben. Wer glaubt, im Ernstfall abgesichert zu sein, irrt. Die Allianz ist kein Partner – sie spielt auf Zeit, spekuliert auf Aufgeben und verhöhnt ihre Kunden.
Für mich ganz klar: Finger weg!
Nie wieder Allianz!!
@Question777: Mit dem Abschluss einer neuen Berufsunfähigkeitsversicherung (beim gleichen Anbieter oder dessen Konkurrenz) findet eine neue Gesundheitsprüfung statt. Zwischenzeitlich eingetretene Vorerkrankungen können deswegen zu Beitragsaufschlägen (oder zur Ablehnung) führen. Das höhere Eintrittsalter wirkt sich ebenfalls auf die Beitragshöhe aus. Wer weiterhin gesund ist, kann sich neue Angebote einholen und deren Preise (nach erfolgter Gesundheitsprüfung) mit dem Preis der Bestandspolice vergleichen. Ob die alten Bedingungen besser oder schlechter als im neuen Vertrag sind, prüfen Sie mithilfe unserer Checkliste.
Ich habe mal eine Frage, ich habe im Jahr 2009 eine BU-Zusatzversicherung abgeschlossen. Macht es Sinn oder ist es überhaupt möglich, auf neuere Bedingungen umzusteigen ? Bei anderen Versicherungsverträgen (Haftpflicht, Rechtsschutz) wurde mir das angeboten. Bei der BU und der PKV aber nie. Danke !